Maguire erzielt Last-Minute-Siegtreffer, ManU schlägt Lyon in einem Neun-Tore-Krimi

Manchester United schien auf katastrophale Weise aus dem Wettbewerb auszuscheiden, nachdem es innerhalb von nur sieben Minuten einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt und in der Verlängerung noch zwei weitere Gegentore kassiert hatte.

Die Fans hatten bereits frustriert begonnen, Old Trafford zu verlassen, als plötzlich ein Rettungsanker kam. Bruno Fernandes verwandelte sechs Minuten vor Schluss gelassen einen Elfmeter, nachdem ein VAR-Eingriff ein Foul an Casemiro festgestellt hatte, das der Schiedsrichter zunächst übersehen hatte.

Als das Stadion plötzlich zum Leben erwachte, bewies Kobbie Mainoo eine bemerkenswerte Gelassenheit und zirkelte kurz vor Schluss den spektakulären Ausgleichstreffer in die Ecke.

Das allein war schon sensationell – aber United war noch nicht fertig.

Die Gastgeber ließen den Geist von 1999 vor Sir Alex Ferguson aufleben und drängten auf den Siegtreffer. Casemiro brachte einen vielversprechenden Ball in den Strafraum, und der eingewechselte Stürmer Harry Maguire lenkte den Ball mit einem Kopfball in die Ecke, was für wilden Jubel sorgte.

Auswechselspieler, Mitarbeiter und Spieler bedrängten sich in einem Moment schieren Unglaubens und purer Freude gegenseitig und krönten damit eine der unvergesslichsten Nächte in der Geschichte von Old Trafford.

Der Sieg ermöglicht das Halbfinale gegen Athletic Bilbao und die Saison von United hat auf wundersame Weise neuen Schwung bekommen.

Das Spiel, das keinen Sinn ergab

Manchmal scheint es einfach vergeblich, den Fußball verstehen zu wollen.

Als Harry Maguire im Tunnel verschwand, kam mir sofort Sir Alex Fergusons berühmtes Zitat „Football, bloody hell“ aus dem Champions-League-Finale 1999 in den Sinn, nachdem er gerade eines der absurdesten und aufregendsten Comebacks hingelegt hatte, das Old Trafford je erlebt hat.

Rúben Amorims Reaktion auf das Siegtor entsprach genau dem Drehbuch von José Mourinho: Er stürmte ungläubig die Seitenlinie entlang, genau wie Mourinho es 2004 mit Porto auf genau diesem Platz getan hatte. Die Kameras von TNT Sports fingen ein, wie Rio Ferdinand in der Kommentatorenkabine vor Freude hüpfte und die Ekstase widerspiegelte, die jeder United-Fan im Stadion empfand.

Und auch wenn die Realität bald wieder einsetzt – United muss noch ein Halbfinale überstehen und möglicherweise in einem rein englischen Finale auf Tottenham treffen, um sich für die Champions League zu qualifizieren und nach einer chaotischen Saison noch einen Titel zu holen –, wird die Erinnerung an diesen Abend noch lange nicht verblassen.

Es gibt bereits Pläne, dieses historische Stadion zu ersetzen, ein Stadion, das schon alles gesehen hat: die Magie der Busby Babes, deren 5:4-Sieg gegen Arsenal der letzte mit diesem Ergebnis vor der Tragödie von München war; die legendäre Heilige Dreifaltigkeit aus Best, Law und Charlton; die Double- und Triple-Gewinner; und Ikonen wie Cristiano Ronaldo und Wayne Rooney.

Die aktuelle Mannschaft von United wird dem Erbe dieser großen Teams vielleicht nicht gerecht, doch für eine Nacht, in einem außergewöhnlichen Spiel, sorgten sie für Dramatik und Ruhm, der in die Geschichtsbücher eingehen würde.

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Vom Sieg zur Niederlage und wieder zurück

Jetzt liegt es an Rúben Amorim, das Chaos im Old Trafford zu verstehen.

In den ersten 70 Minuten lieferte Manchester United unter dem portugiesischen Trainer wohl seine beste Leistung ab. Tore von Manuel Ugarte und Diogo Dalot brachten sie dem Halbfinaleinzug der Europa League auf die Pelle. Doch das Unvermögen, das Spiel mit einem dritten Tor zu entscheiden, erwies sich als kostspielig, und von da an brach die Mannschaft spektakulär ein.

Der Zusammenbruch begann mit einem Routine-Freistoß in den Strafraum. Der ehemalige Arsenal-Stürmer Alexandre Lacazette konnte den Ball nur ganz leicht abfälschen, sodass Corentin Tolisso vor Leny Yoro ins Spiel gelangen und Lyon per Kopf zurück ins Spiel bringen konnte.

Dieser Moment raubte United jegliche Gelassenheit und Kontrolle. Die Gäste wurden immer selbstbewusster, der eingewechselte Malick Fofana setzte die Abwehr unter Druck, und Thiago Almada vergab eine grandiose Chance, indem er den Ball von der Strafraumgrenze über das Tor schoss.

Der unvermeidliche Ausgleich fiel kurz darauf auf chaotische Weise. Ainsley Maitland-Niles feuerte einen fulminanten Schuss ab, der Nicolas Tagliafico am langen Pfosten erreichte. Der Argentinier verzog unbewacht, doch Andre Onanas verzweifelter Versuch konnte den Ball nicht abwehren. Innerhalb von nur sieben Minuten hatte United die Führung verspielt – ein Zusammenbruch, der alle schlimmsten Befürchtungen von Amorims Kritikern bestätigte.

Mit Kobbie Mainoo als falscher Neuner und Mason Mount als Unterstützung konnte United kaum etwas entgegensetzen – selbst nachdem Tolisso nach einem Zusammenstoß mit Yoro hart vom Platz gestellt wurde.

Lyon, in Unterzahl, aber voller Entschlossenheit, übernahm in der Verlängerung die Kontrolle. Rayan Cherki, der herausragende Spieler, brachte die Franzosen mit einem präzisen Schuss von der Strafraumgrenze in Führung. Und als Lacazette Onana vom Elfmeterpunkt gelassen in die falsche Ecke schickte – nachdem Fofana durch ein ungeschicktes Gefecht zwischen Yoro und Luke Shaw zu Fall gebracht worden war – schien es, als wäre für United Schluss.

Sie standen vor einer Saison ohne europäischen Fußball, erst zum zweiten Mal seit der Rückkehr englischer Vereine nach der Heysel-Saison 1990 – ein finanzieller und sportlicher Schlag von großer Tragweite.

Doch Amorim und seine Mannschaft waren noch nicht am Ende. Allen Widrigkeiten zum Trotz kämpften sie sich zurück und feierten einen der dramatischsten Siege, die Old Trafford je erlebt hat.

Auch abseits des Spielfelds kam es zu dramatischen Situationen. Die United-Verteidiger Noussair Mazraoui und Victor Lindelöf mussten das Stadion verlassen, um dringende familiäre Angelegenheiten zu regeln. Mazraoui kehrte nach seiner Startelf nicht zur zweiten Halbzeit zurück, während Lindelöf, der auf seine Einwechslung vorbereitet wurde, letztlich nicht zum Einsatz kam. Vereinskreise bestätigten, dass es zwischen den beiden Vorfällen keinen Zusammenhang gab und dass es den Spielern gut geht.